Der Sitz des Pfleggerichts Rosenheim

Über 500 Jahre lang diente das Schloss Rosenheim als Verwaltungs- und Gerichtssitz für ein weites Gebiet auf beiden Seiten des Inns. Der Herrschaftsbereich umfasste 1552 rund 360 Dörfer, Weiler und Einöden und die Märkte Rosenheim und Neubeuern. Auf dem Schloss residierte ein von den Wittelsbachern eingesetzter sogenannter Pfleger, der mit weitreichenden Vollmachten das Steuer-, Heeres-, Polizei- und Gerichtswesen verwaltete. Nach der Verlegung des Landgerichts in den Markt Rosenheim im frühen 18. Jahrhundert verlor das Schloss seine bisherige administrative und justizielle Bedeutung.

Die bauliche Gestalt des Schlosses

Die mittelalterliche Burg Rosenheim verfügte über einen geschlossenen Mauerring über einem etwa dreieckigen Grundriss auf dem Bergsporn zwischen den Abhängen zum Inn und über der Erosionsrinne, durch den die Landstraße führte. Nach mehreren Zerstörungen wurde die Burg im 16. Jahrhundert zu einem spätgotischen Burgschloss umgestaltet. Der Hauptturm wurde dabei zum Teil abgetragen und die um den Innenhof liegenden Trakte mit den Amts-, Wohn- und Nebenräumen erhielten einheitliche Satteldächer. Ein Plan zur Innverdämmung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts enthält die älteste bekannte Ansicht des Schlosses. 1588 entstand Hans Thonauers Fresko mit Schloss und Brücke im Antiquarium der Münchner Residenz. Gut zehn Darstellungen, unter anderem von Merian und Wening, zeigen das Schloss im 17. und 18. Jahrhundert.

Schloss Rosenheim. Fresko von Hans Thonauer in der Residenz München, 1588

Das Ende des Rosenheimer Schlosses

Nach der Verlagerung des Landgerichts in den Markt Rosenheim verlor das Schloss seine bisherige Bedeutung. Schon 1715 war es nicht mehr bewohnt, und 1730 bemerkte der kurfürstliche Hofbaumeister Gunetzrhainer „wie schödlich und schändtlich alles zusammenfällt“. Schwere Schäden erlitt das Schloss im Österreichischen Erbfolgekrieg. Lange ging man davon aus, dass das Schloss 1745 nach dem Frieden von Füssen geschleift wurde. Tatsächlich bestanden letzte bauliche Reste noch in den 1760er Jahren. Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete die Königlich-Bayerische Salinenverwaltung auf der Schloßbergkuppe ein Hochreservegebäude für die aus Reichenhall nach Rosenheim gepumpte Sole sowie ein Wohnhaus für den Salinbrunnwart.

Schlosskapelle und Schlossökonomie

1392 stiftete Herzog Friedrich von Niederbayern ein Benefizium für die Burgkapelle St. Georg. Zur Finanzierung des Unterhalts eines Schlosskaplans schenkte er verschiedene Höfe und Einkünfte. Wohl im Spätmittelalter errichtete man eine neue Burgkapelle außerhalb der Burgmauern. 1685-87 wurde die Kapelle nach Plänen des Barockbaumeisters Hanns Mayr vollständig neu erbaut. Sie blieb auch nach dem Verfall des Schlosses erhalten; ihr Abbruch erfolgte erst 1809. Zum Schloss gehörte auch ein großer Wirtschaftshof, später als Schlossökonomie bezeichnet. Seit 1604 gehörte auch ein Wirtshaus zu den Nebengebäuden des Schlosses. Es bestand bis 1976 als Gaststätte und wurde 1985 abgebrochen. Die letzten erhaltenen Gebäude der Schlossökonomie sind die heutigen Häuser Salinweg 5 und 9. Der Aussichtspavillon auf der Schloßbergkuppe wurde 1984 anlässlich des Jubiläums „750 Jahre Schloss Rosenheim“ errichtet.

Schloss Rosenheim 1701

Kupferstich von Michael Wening aus dem Jahr 1701. Rechts ist der Zaun um den ehemaligen Hofgarten zu erkennen.

Hofgarten

Karl Mair, Heimatpfleger, 2013